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Blog 36 | „LMAA & VUCA“ – Schnellcheck für Ihr Zinsbuch?

Die Bundesbank wird nervös und laut Markus Koch – der Wallstreet-Ikone- befinden wir uns bereits im Bärenmarkt. Die Italiener zündeln an den Anleihemärkten und das IFO-Institut erwartet eine längere Konjunkturschwäche. Na und wenn´s am schönsten ist, verlässt auch Angela Merkel die Party vorzeitig. Was bedeutet dies für Ihr Treasury, Zinsbuch oder Depot A? Soviel ist klar: Welcome back in der VUCA-Welt; Risiko ahead? Ein paar Fragestellungen für Liquidität, Marktpreisrisiko und Asset Allocation (LMAA). Seien Sie gespannt.

Die VUCA-Welt bringt uns zurück in die Realität

Volatilität

Nur kurz rekapituliert: Letztendlich beschreibt dies die Rückkehr zu einem gewissen Volatilitätsregime, d.h. die Schwankungen an den Finanzmärkten dürften wieder zunehmen. Auch verständlich, wenn man beachtet, dass die EZB Ihren „ich kaufe alles was bei 3 nicht auf den Bäumen ist-Modus“ wieder verlässt.

Unsicherheit

Die Märkte, sind so wieder eher auf sich alleine gestellt. Unter Einbezug der altbekannten Mitspieler Trump, Brexit & Co – dürfte damit die Unsicherheit wieder deutlich spürbarer werden.

Komplexität

Die Komplexität war dagegen nie weg, wurde aber durch die EZB-Maßnahmen, das gute Konjunkturumfeld und dem Risk-On-Modus am Kapitalmarkt überlagert. Kommen die Märkte nun in Bewegung, fallen die Ursache-Wirkungs-Ketten wieder ins Gewicht…

Mehrdeutigkeit (Ambiguität)

One fits all z.B. be long Bunds, Aktien, High-Yield, Immobilien passt möglicherweise künftig nicht mehr. Davon abgesehen, dass Sie u.U. möglichweise in viel zu geringem Maße von den bisherigen Entwicklung profitiert haben dürften, wird die Welt künftig wieder bunter (mehrdeutiger), was für Sie heißt schnelle(re) und flexible Antworten zu finden.

War Treasury bisher zu einfach…

Kühn oder gar forsch und ex post beschrieben war die Welt zumindest seit Draghi´s „Whatever it takes-Beruhigungspille“ eher wenig VUCA und geradezu „einfach“.

  • Die Zinsen sind gesunken, (was Ihren Zinsbuchbarwert) grundsätzlich gut bekommen sein dürfte
  • Die Refinanzierungssätze waren deutlich negativ (was Ihren ZÜB subventioniert hat)
  • Liqui- und Credit-Spreads sind implodiert (Ihre Risikovorsorge dankt es Ihnen)
  • Risikoprämien bei Aktien und High-Yields haben sich ebenfalls ständig reduziert (Wundervoll)
  • Die Kreditrisikovorsorge ist auf historischen Lows (und subventioniert den Gesamtertrag)
  • Und auch die Finanzmarkt-Volatilität bewegt sich auf historischen Tiefständen (was Ihre Nerven und Ihren VaR schont)
  • Die Notenbanken kündigen bevorstehende Aktionen vorsichtig und sogar mehrfach an, (und zahlt damit auf das Low-Vola-Umfeld ein)
  • Außerdem finanzieren die Notenbanken Hypothekenbanken, Corporates und Staaten (was für eine gewisse Ruhe sorgte)

Unterstrichen werden die Aussagen im aktuell veröffentlichten Finanzstabilitätsbericht 2018 der Deutschen Bundesbank. “Die Wirtschaft befindet sich im längsten Aufschwung seit der Wiedervereinigung. Die Zinsen sind seit mehreren Jahren äußerst niedrig, die Vermögenspreise sind hoch, und die Volatilität an den Finanzmärkten ist vergleichsweise gering“.

Nur mal so by the Way: Auf 2017 passen die beschriebenen Entwicklungen wie angegossen. So zeigten 2017 rund 99% aller beobachteten Assetklassen, eine positive Performance. Das gab´s noch nie. Nur wie gesagt, das war die Welt in 2017.

Doch warum in der Vergangenheit herumstochern? Die Zukunft ist doch wichtiger! Genau, deshalb.

Die Vergangenheit im Treasury war eben durch die Low-VUCA-Welt geprägt. Wenngleich Ihr Zinsbuchbarwert nicht durch die Decke ging, wurde das Zinsbuch volatilitätsmäßig verschont und musste sich kaum mit steigenden Zinsen auseinandersetzen.

Und auch wenn der Zinsüberschuss grundsätzlich gelitten hat, waren die periodischen Risiken beherrschbar. So konnte die ein oder andere ZÜB-induzierte Ergebnislücke auch anderweitig kompensiert werden: Kreditrisikovorsorge, Reserven-Management oder Eigengeschäftsopportunitäten  – schlimm ist anders .

In einem Satz: Natürlich ergaben sich zahlreiche Herausforderungen – im übrigen auf der Ertragsseite- welche infolge einer –vielleicht etwas kühn gesprochen- zu defensiven Anlage- & Geschäftspolitik resultierten. Und nochmal verkürzt: „Haben Banken in der Vergangenheit Adressausfallrisiko gegen Ertragsrisiko getauscht?“.

Der Treasurer als Gewohnheitstier

Auch wenn sich die beschriebene und seit langem anhaltende Low-VUCA-World gut anfühlt wird der Zustand nicht ewig anhalten. Sie wissen das, ganz sicher!

Stellen sich die Frage wie sich die Treasury-Aktivitäten, d.h. das Liquiditätsmanagement, die Ausrichtung des Gesamtzinsbuches und die Asset-Allokation auf Gesamtbank und Eigengeschäftssicht infolge der Low-VUCA-Welt verändert haben bzw. wie Sie künftig aufgestellt sein möchten (müssen?).

Warum, das Ganze?

Sie ahnen es selbst: Oktober und November erinnern dieses Jahr eher an eine Winterdepression als an einen goldenen Herbst. So haben im Gegensatz zu 2017 aktuell 89% aller Assetklassen eine negative Year-to-Date-Performance abgeliefert. Schlechter war´s nur in den Jahren 1904 und 1920. Schön ist anders!

Ob Euro-Unternehmensanleihen, US-Treasury´s, Emerging-Markets-Bonds, US, UK-oder Euro Aktien inkl. Rohstoffe, es sind nahezu alle Assetklassen vom Performance-Lag betroffen. Ganz nebenbei gehörte die Wertentwicklung italienischer Staatsanleihen in diesem Zusammenhang noch zu den unauffälligen Assetklassen.

 Es ist solange zu früh bis es zu spät ist…

Erfahrungsgemäß kommt man in derartigen Marktphasen mit nahezu digital in der Realität an:

Spiegelglatte See, kein Wölkchen am Himmel, Sonne pur. Kaum mit dem Schlauchboot auf See kommt es wie aus dem Nichts zu einem Wetterumschwung und die Gefahr einer Panik ist nicht mehr nur Theorie. Nicht weil es sich um einen gewaltigen Orkan handelt, sondern weil man sich vom guten Laune-Wetter nahezu unvorbereitet hat „einlullen“ lassen.

Die aktuellen Entwicklungen an den Kapitalmärkten ähneln diesem Beispiel. Nach 9 Jahren Aufschwung, wird die Luft nun dünner und die nächste Phase ist in der Regel Konjunkturabflachung, Abschwung oder gar Rezession.

Dies gilt natürlich erst recht vor dem Hintergrund tendenziell schlechterer Kapitalmarktkonditionen und einer bereits angekündigten restriktiveren Notenbankpolitik. (P.S: weniger ultraexpansiv ist auch restriktiv).

Hohe Ölpreise, Verspannungen in Geo- , Handels-, und Innenpolitik tun Ihr übriges. Nüchtern betrachtet ist es eigentlich ein Wunder, dass die Finanzmarktwelt noch so ist wie sie ist. Es scheint fast so als haben die Aktienmärkte die neue Realität nun berücksichtigt, quasi: Nächster Halt Abschwung. Und weil Aktienmärkte, Volatilität, Credit-Spreads etc. unweigerlich miteinander verwoben sind, haben alle auch im Eigengeschäftsportfolio etwas davon. Und Abschwung bedeutet Zinsrückgang. P.S: Sind Sie Long Duration?

Man spürt in einem derartigen Neuorientierungsumfeld wie schnell sich aufgebaute Reserven in Luft auflösen können oder sich -und zwar losgelöst von hohen Nettoreserven- selektiv und klammheimlich auch stille Lasten im Eigengeschäftsbuch „einschleichen“.

Irgendwann schaut man dann wieder genauer hin…

Wagt man spätestens jetzt einen Detailblick ins Portfolio rücken oftmals eher geduldete als gewollte „Bad Guys“ im Portfolio in den Fokus. Nicht nur in der Theorie sondern oft genug in der Praxis erlebt, gelangt man schnell zu der Frage, warum man diverse Titel überhaupt im Portfolio hält. Im übrigen kein Vorwurf. Sondern Selbsterfahrung!

Hintergrund ist regelmäßig das historisch gewachsene Portfolio mit Buy and Hold Status oder zumindest geringer Kapitalumschlaghäufigkeit. Im beschriebenen Goldi-Lock/ QE-Umfeld bestand ja „nicht unbedingt die Notwendigkeit“ das Portfolio kritisch zu hinterfragen oder gar neu zu ordnen. Tanze solange die Musik spielt.

Um bei der Metapher mit der See zu bleiben: Suchen Sie die Rettungsweste oder das Rettungsboot nicht erst wenn Sie es brauchen.

Schuss vor den Bug oder Gezeitenwende?

Ob das Low-VUCA-Ding noch ein Weile andauert, morgen der große Abschwung einsetzt oder uns eine neue Krise heimsucht wissen wir nicht. Ob Ihr mittlerweile „historisch gewachsenes Low-VUCA-Gesamt-Portfolio“ (welches über das bloße Eigengeschäftsportfolio hinausgeht) noch Ihre Anforderungen – auch hinsichtlich Ihrem wirklichen Risikoappetit – erfüllt wäre zu klären. Folgende Fragestellungen helfen bei der Beantwortung:

 Liquidität

  • Zeichnen Sie für sich ein realistisches Bild zu Ihrer Liquiditätssituation, welche Befürchtungen, Risiken sehen Sie? Wo haben Sie ein ungutes Gefühl?
  • Sind sämtliche Liquiditätspockets in Qualität und Quantität bekannt?
  • Wie lange dauert die Aktivierung oder „Zugriffsdauer“?
  • Ist Ihr aktueller Instrumentenkasten inkl. Fachskills adäquat und angemessen? Ehrlich wert am längsten!

Eigengeschäftsportfolio

  • Beschreiben Sie in wenigen Worten Zielsetzung, Zusammensetzung, Ihre Bewirtschaftungsmethodik und die Risiken in Ihrem Portfolio? Leichtgefallen?
  • Haben Sie einen Asset-Allokation-Prozess, eine Eigenanlagenstrategie festgelegt? Es geht nicht um den Prozess, sondern darum welche Erträge und Risiken wirklich wollen und die Rahmenbedingungen bekannt sind. Quasi: Das historisch (in der Low VUCA-World) gewachsene Portfolio vs. Strategischer Ausrichtung.
  • Beurteilen Sie Ihr Portfolio doch mal nach Qualität und Quantität
  • Würden Sie Ihr aktuelles Portfolio morgen zum aktuellen Marktwert wieder genauso kaufen?
  • Was sind Ihre 10 Top-Guys und Bad-Guys in Ihrem Portfolio? Welche Positionen fallen und „Hope and Pray?“
  • Welche Transaktionen fehlen um Ihr jetziges Portfolio „

Gesamtzinsbuch

  • Stressen Sie die Transparenz ihres Gesamtzinsbuches in Zusammensetzung, Cash-Flows, Modellierung, Zinssensitivität und Volatilität – Erkenntnisse?
  • Welche Zielsetzungen/ Resultate erwarten Sie im Gesamtzinsbuch?
  • Warum steuern Sie so wie Sie steuern? (Methodik, Frequenz, Instrumente, etc.)
  • Was sind Ihre Risiko-Szenarien im Gesamtzinsbuch (natürlich barwertig und periodisch) und welche Transaktionen müssten Sie mit welchen Instrumenten tätigen um diese Risiken abzusichern. Ist der theoretische Hedge bereits bekannt, oder wird dieser erst ad hoc bei Bedarf hektisch entwickelt?

Don´t Panic – Erhöhe Deinen Standard

Konnten Sie alle Fragen -gerne auch nur für sich- problemlos beantworten? Welche Fragestellungen haben Ihnen Schwierigkeiten bereitet und welche Themenstellungen erachten Sie möglicherweise auch als unwichtig. Es geht hier zunächst nur um Sie und letztendlich Ihrem Ambitionsniveau.

Welches Niveau verlangen Sie von Ihren Führungskräften, Mitarbeitern und Kollegen? Allein Ihr Thema. Nur als Tipp: Sie fliegen in den Urlaub und Ihr Flugzeug gerät in Turbulenzen. Welches Ambitionsniveau würden Sie von Ihrem Kapitän erwarten?

Derivatexx unterstützt Ihr Treasury, Gesamtbanksteuerung und Portfoliomanagement über bilaterale FachCoachings, Seminare und Praxisworkshops und zwar so, dass Sie was davon haben. Praxis gelebt nicht doziert. Erhöhen Sie Ihr Schlagkraft und Umsetzungsfähigkeit und damit Ihre Resilienz. Neugierig geworden: Kontaktieren Sie uns.

Sie haben Fragen oder Anregungen zu diesem oder einer Themenstellungen rund um Treasury, Gesamtbanksteuerung und ALM? Kontaktieren Sie uns gerne. Wir freuen uns auf Sie. Weiter Informationen zu Ihrem professionellen Partner derivatexx finden Sie hier.

Bleiben Sie erfolgreich.

Herzliche Grüße Ihr Dennis Bach

Geschäftsführer der derivatexx GmbH

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