What a Week. Risk Off überall. Zinsen, Aktienkurse, Rohstoffpreise und Inflationserwartungen implodieren und nun auch noch ein Emergency-Rate-Cut der Fed um 50 BP! Das SARS-CoV-2 hat die Finanzmärkte nun endgültig infiziert. Kurz gesagt: Panik pur! Was Sie jetzt tun müssen? Können? Oder Sollen? Eine Einordnung…
Survival comes first I
Zunächst gilt: Achten Sie selbst auf Ihre Gesundheit. Das Einhalten der Husten- und Nies-Etikette, eine gute Händehygiene und Abstand zu Erkrankten schützen auch vor einer Übertragung des neuartigen Coronavirus. Im Übrigen auch in Anbetracht der Grippewelle empfehlenswert.
Survival comes first II
Wenn gleich die Weltgesundheitsorganisation aufgehört hat die Ausbreitung des Corona-Virus als Pandemie zu bezeichnen, erscheint eine prophylaktische Einwertung der Gesamtsituation mehr als schlau. (Anmerkung: Wenn mittlerweile über 70 Länder infiziert sind, ist es dann immer noch keine Pandemie?)
Spätestens seit Freitag, erscheint zumindest die vorsorgliche Einberufung des BCM-Krisenstabes im Rahmen Ihres Business Continuity Managements ratsam. Wirklich? Ja wirklich:
Wie es im BCM-Handbuch stehen dürfte: Bewerten Sie aktuelle Lage wie auch die potentiellen Auswirkungen auf Geschäftsfeldsteuerung, Finance, IT und Produktion und gehen Sie dabei Sie vom Worst-Case aus. Ausfälle von Mitarbeitern oder Quarantäne-Anordnungen bei Kunden können schneller Realität werden, also seien Sie mental in der Zukunft, das kann nicht schaden. Ganz im Ernst.
Survival comes first III
Apropos Zukunft. Das aktuelle Zinsniveau dürfte Ihrem Zinsüberschuss nochmals einen ordentlichen oder krassen Dämpfer verpassen haben. 40 BP tiefer als zum Dezember-Ultimo, bei gleichzeitig extrem abgeflachter Kurve und neuen Zinssenkungsspekulationen der EZB. Die FED hat mit 50 BP in Emergency-Manier geliefert. JP-Morgan erwartet nun T-Note-Renditen bei 0% (!), Aktuell 0.96%. Bleibt zu hoffen, dass die Kreditrisikovorsorge nicht ansteigt. Wahrlich kein Stoff aus dem „Banker-Träume sind“. Besteht Handlungsbedarf in Ihrem Zinsbuch? Mit ziemlicher Sicherheit ja! Ob Sie was tun sollen? Hmm, Let me think! Ich glaube schon…
Save-Haven-Infekt
Same procedure as every year – die „Hoffnungen“ auf zumindest leicht steigende Zinsen wurden wieder einmal jäh zerstört. Nachdem 10jährige Bunds zum Jahresstart noch bei -0,15% handelten, rentiert die aktuelle 10jährige (nach dem Fed-Cut) bei aktuell -0,62%. Bei 10jährigen €-Zinsswaps (minus 21 BP) rücken die Tiefstände wieder in greifbare Nähe. Insbesondere die langen Laufzeiten – von 30- 100 Jahren- kamen und kommen überproportional zurück. Auch wenn Sie nicht in 50jährige investieren, aber der Swap handelt bei -3 BP, quasi bald invers vs. 10Jahre. Wird die Kurve invers auf ultraniedrigem Niveau. Keep an eye on that. Und nur zur Vollständigkeit: Der Bund-Swapspread startete durch von 36 auf 42,5 BP (Save Haven pur).
Hustet der Zins …
…bekommt Ihr ZÜB den Schnupfen (mir ist nichts besseres eingefallen :-))
Für ihr Zinsergebnis bedeutet dies – Sie sind wieder ein deutliches Stück näher an Ihre Worst-Case-Szenarien gerückt. Niedrigzins – Ungünstig; Flacher – alles andere als freudig; Invers auf niedrigem Niveau – Horror!
Wenngleich sich Aktien – auch nach oder inbesondere wegen dem Fed-Cut – im Panik-Modus befinden, halten sich Credits und Peripherie-Bonds noch erstaunlich stabil. Long Duration und Beimischung in Credits war (und ist wohl) damit die richtige Strategie. Zu deutsch: Die lange Duration in Flight in Quality brachte (und bringt) Barwert, hingegen die Kupons aus Credit den laufenden Ertrag. Das gute dabei: Die geringe Spreadausweitung wurden damit von der langen Durationsbonds deutlich überkompensiert. (P.S. Und die Fed signaliesiert wohl, dass das auch so bleiben soll) Wie sind Sie eigentlich positioniert?
Erfahrungsgemäß dürften Sie im Gesamtzinbuch auf der Durationsseite mit tendenziell 10Jahren gleitend– was in etwa einer durchschnittlichen Duration von 5 Jahren entspricht – exponiert sein. Kühn oder gar forsch formuliert: Nicht wirklich lang.
Auf der Credit-Seite (Depot A) – würde ich vermuten – dürfte eine „echte Creditexponierung“ ebenfalls nur unterproportional vertreten sein. Irgendwie auch verständlich, aber trotzdem ungünstig.
Fair enough I
…das Eigengeschäftsportfolio soll bekanntermaßen das Residual des Kundengeschäfts wiederspiegeln, d.h. Sie steuern mit Hilfe ihres Eigengeschäftes das Gesamtportfolio der Bank in die gewünschte Zielrichtung.
Zu deutsch: Viel Gewerbekredite im Kundengeschäft resultieren in einem eher qualitativ ausgerichtetem Depot A. Hingegen dürfte (oder besser könnte) ein starkes Geschäft in hypothekenbesicherten Kundenkrediten in eine -sagen wir- tendenziell credit-orientiertere Ausrichtung münden. Natürlich ergänzt um die Sichtweise der Dimensionen „Laufzeit“ und der bankspezifischen (Aktiv-oder Passiv) „Engpass-Situation“.
Letztendlich entscheiden Sie sich im beschriebenen Kontext für das Mischungsverhältnis Adress- vs. Zinsänderungsrisiko. Im Optimum eben nicht nur auf Fondebene oder im Depot A , sondern und quasi eine Strategische Asset-Allokation auf Gesamtbankeben und Salopp ausgeprochen: SAA auf horizontaler und vertikaler Ebene der Bilanzstruktur 🙂
Wenn Sie sich etwas wünschen dürften bestünde Ihr Hauptportfolio wohl aus 10- max. 15jährigen hypothekengesicherten Kundenkreditgeschäften, welche über einen stabilen Bodensatz optimal modellierter und natürlich stabilen Einlagen refinanziert ist. Das dazwischen liegende Gap – nennen wir es strukturelle Liquiditäts- und Fristentransformation- bringt einen Strukturbeitrag von sagen wir 15-20%. (Nicht mehr, da wir die Aufsicht ja nicht „erschrecken“ wollen.)
Das Depot A Geschäft benötigen Sie eigentlich nur zur Erfüllung regulatorischer Anforderungen, d.h. LCR-Erfüllung und Liqui-Reserve. Am besten Buy und hold, nit kurzen Laufzeiten un enig Credit).
Wundervoll, oder? O.K. zurück zur Realität!
Leider ist die Welt eine andere und hier gilt immer noch: Der Ertrag von heute ist das EK von Morgen, und dies ist nun mal der Handlungsspielraum von übermorgen. Das Spiel heißt damit: Verdiene, Thesauriere und Transformiere in ein tragfähiges Geschäftsmodell. Wobei wir beim Thema wären:
Verdiene:
Es geht nicht darum Investmentbank zu spielen, zu traden oder gar zu zocken. Es geht letztendlich darum das Eigenkapital adäquat zu bewirtschaften, d.h. eine angemessene Verzinsung des „reservierten“ Eigenkapitals zu erzielen bzw. dieses zu mehren. Bereits hier wird´s sehr interessant: Was bedeutet eigentlich adäquate EK-Verzinsung? RORC? – eine ausreichende Verzinsung für das reservierte (RWA). Kapital?- Oder geht es um den wirklich risikoadjustiertes RORAC und damit um eine eine ausreichende Verzinsung des tatsächlich vorgehaltenen Risikokapitals? Vielleicht geht´s aber auch um einem angemessenen RAROC als weitere variante der RoE-Steuerung? Viele Worte und noch mehr Interpretationen.
Am Ende geht´s darum: Bewirtschaften vs. Verwalten. Denken Sie an Ackerland: Ohne die richtige Bewirtschaftung bleibt der Ertrag selbts bei einm plumpen Acker deutlich zurück. Und wenn Sie noch so viele Kosten sparen, der Werthebel liegt im Ertrag und dazu müssen Sie aktiv bewirtschaften.
Nur WIE bewirtschaften?
Mit klarer Strategie der notwendigen Transparenz, adäquaten Ressourcen mit der richtigen Ausstattung bei hoher Entscheidungskompetenz und Umsetzungsfähigkeit gelingt das Ganze, Versprochen!
Zu schön um wahr zu ein? Dreh und Angelpunkt ist: Welches Ziel wollen und besser gesagt müssen Sie erreichen. Plump formuliert: Verdiene, bleibe Liquide und beherrsche sämtliche Risiken zu jedem Zeitpunkt. Ein andere Wahl haben Sie nicht.
Ist das Ziel bekannt, schaffen Sie die Voraussetzungen für aktive und systematische Bewirtschaftung: Die Implementierung eines Treasury bzw. einer Taskforce Zins, Ertrag oder wie Sie diese auch immer nenen wollen ist der erste Schritt, und der ist ja bekanntlich der wichtigste…. By the Way: Ohne die fokussierte Bewirtschaftung im Sinne eines „Klare Verantwortung für Ergebnis und Risiko“ werden Sie es nicht schaffen. Belive me! Und denken Sie daran, die Zeitfenster sind schon beinahe geschlossen.
Thesauriere
OK, jetzt kommt keine Rocket-Science: Die richtige Bewirtschaftung wird zu Erträgen führen. Fokussieren Sie hierbei auf den Barwert mit der sehr strengen Nebenbedingung „adäquate GuV“. Mehr als regelmäßig -nimmt die sagen wir „GuV- Steuerung“- in den Häusern maximalen Raum ein. Quasi: Eine „Ein-Perioden-Steuerung“ wir der Steuerung der Gesamtperiode vorgezogen. Leider wirken die Kundengeschäfte und das Zinsniveau auf sämtliche Perioden. Also steuern Sie auch alle, und zwar aktiv. Der regelmäßige Blick durch die barwertige Brille wirkt hier wie ein Nebelscheinwerfer und sie erkennen Gefahren und Chancen rechtzeitig. Und wieder Salopp: Fokussiere Dich auf den Barwert, zerschieße dabei aber nicht die GuV. Die Feinsteuerung erfolgt im Nachgang und bestenfalls flankierend. Quasi: Ökonmie, Risko, Reglatorik, Bilanz ist die Reihenfolge.
Noch der „Ein oder Andere“ Gedanke
Gesetzt dem Falle ich habe Sie mit meinen Ausführungen nicht gelangweilt und Sie können mit dem Ein- oder anderen Gedanken etwas anfangen, hier noch ein paar Ansatzpunkte …
Zinsbuch:
Natürlich steuern Sie Ihr Zinsbuch gleitend, überführen den Gesamtbank-Cashflow monatlich mehr oder weniger in die Benchmark. Zerlegen Sie Ihre Cashflows doch mal in Zinssensitivitäten und bewerten Sie in welchem Laufzeitenband Sie mit welchem ZÄR verdienen. Tipp: Nicht erschrecken und Erkenntnisse notieren. Der Hebel ist enorm. Sie dürfen sich gerne melden….
HQLA´s:
Selbstverständlich halten Sie die regulatorisch notwendigen HQLA´s vor. Beantworten Sie doch mal die Frage: Wie hoch sind Ihre indirekten Liquiditätspufferkosten in relativer und absoluter Größe und zwar auf „Heller und Pfennig“. Bitte rechnen Sie hierbei keinerlei „Subventionseffekte“ aus Liqui- und Zinsfristentrafo mit ein. Genießen Sie den klaren Blick auf Ihre Liqui-Pufferkosten. Optimieren Sie dann nach: Nettoabflüssen, Nettozuflüssen, Zusammensetzung des Puffers (Laufzeiten, Bonitäten), Funding des Puffers, LCR-Ratio… Auch darin liegt ein nicht unbedeutender Werthebel. Oder sind sie etwa bereit auf die ein oder andere Mio. zu verzichten. Allein die Optimierung der LCR-Steuerung hat nen enormen Effekt. Sie dürfen sich gerne melden….
Gesamtzinsbuch:
Zerlegen Sie doch mal Ihre Bilanz(struktur) und das Eigengeschäftsportfolio in einzelne„Assetklassen“. Bilden Sie im Nachgang gedankliche Funktionsportfolien für Liqui-Puffer, Kreditersatzgeschäft, Eigenmittelportfolio, Leverage und das übergreifende Zinsbuch. Ordnen Sie nun die verfügbaren Assetklassen den Funktionsportfolien zu. Wenig zielführend wäre, wenn Teile des Depot A´s z.B. Pfandbriefe im Funktionsportfolio „Kreditersatzgeschäft“ landen würden. Dann stärken Sie die ohnehin schon über Pfandbriefe kompetitive Refinanzierungsbasis Ihres Mitbewerbers mit Ihren Einlagenüberschüssen. Wenn schon Kreditersatzgeschäft, bitte mit Kreditkomponente. Sie wollen mehr über diesen Ansatz erfahren: Sie dürfen sich gerne melden….
Neugierig geworden? Ein paar Ansätze hätte ich noch:
- Stärkung der Refinanzierungsbasis – Elementarer Werthebel für das Kundenkreditgeschäft
- Absicherung langlaufender §489- Darlehen
- Generierung Zusatzerträge im Bankbuch durch Einsatz von Swaptions
- Einlagensteuerung unter Berücksichtigung des Null-Zinsfloors
- Stabilisierung des Zinsüberschuss – Ein Maßnahmebündel
- 100jährige Bonds – Wer ist der Dumme? Investor oder Emittent?
- Optimierung des Kredit-Buches durch Einsatz von Credit-Default-Swaps
- Bewirtschaftung des Kundenportfolios – Elementarer Werthebel oder nur Vertrieb?
- Das Eigenmittelportfolio – Risiken beherrschen – Erträge generieren
- Leverage Portfolio – So kommen Sie beherrschbar durchs flache Gras
- Erhöhung der Schlagkraft und Umsetzungsfähigkeit – Wer muss es richten
- €STR-/ EURIBOR – Wie geht´s weiter und wo liegt der Werthebel?
- Treasury 4.0 – Das richtige Set-Up in der richtigen Zeit
- Funding-Planung 2.0.
- Der richtige Instrumentenkasten als Performance-Booster
- …
In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund und profitabel. Liebe Grüsse Dennis Bach